DESIGN & HYGIENE MÜSSEN KEIN WIDERSPRUCH SEIN
Wer als Arzt den Schritt in die Selbstständigkeit wagt, wird früher oder später an einen Punkt gelangen, an dem er seine Praxis primär als ein Produkt versteht, welches es zu vermarkten gilt. Er nimmt die Rolle des Unternehmers ein. Entwickelt eine Vorstellung von der Außenwirkung seines Unternehmens auf potenzielle Kunden und beginnt in vielen Bereichen wie ein Vermarkter zu denken. Das ist nicht verwerflich sondern notwendig. Ein Trend der dabei zu beobachten ist, ist die totale Umgestaltung der Räumlichkeiten. Dabei entstehen wahre Kunstwerke der Raumgestaltung. Von raumschiffartigen Praxen hin zu Wellness-Tempeln mit Springbrunnen im Wartezimmer. Kaum etwas was es nicht gibt. Design verkauft! Ein Trend der nicht erst seit Gestern besteht. Apple macht dies schon viele Jahre erfolgreich vor. Nicht die technischen Daten der Hardware verkaufen, sondern primär das Erscheinungsbild und weil der Kunde so erzogen wurde, verlangt er dies auch.
Die Frage ist, wie weit sollten die Beteiligten an dieser Stelle gehen? Optik und Ästhetik um jeden Preis? Auch wenn in Deutschland kein hippokratischer Eid geleistet wird, wird dieser gerne als Kodex verstanden. Das Gebot dem Patienten nicht zu schaden steht hier unangefochten an erster Stelle. Schaut man sich das Design und die Funktion vieler Möbel und Medizinprodukte einmal genau an, wird man feststellen, dass diese zwar optisch bestechen aber aus Sicht der Hygiene ein absoluter Albtraum sind. Dabei sollte jedem klar sein, dass eine funktionierende Hygiene die Basis einer guten Praxis ist. Was bringt es dem Patienten auf einem Behandlungsstuhl zu sitzen, der Darth Vader höchst persönlich gehören könnte, wenn er vom Design so schlecht zu reinigen ist, dass die Mikroben dem Arzt Beifall klatschen. Design ist keine Frage von Geschmack. Design muss funktionieren. In der Praxis bedeutet dies, es muss die Anforderungen der Hygiene erfüllen.
Klären wir zunächst einmal was Design bedeutet. Umgangssprachlich benutzt man das Wort Design, wenn man von der Optik eines Gegenstandes spricht. Dabei ist dies nur ein kleiner Teil. Design ist das Erfüllen von Anforderungen. Dabei spielen Funktionen, Bedienbarkeit und Anwendungsbereiche eine große Rolle. Als Kunde sollte man also seine Anforderungen kennen und am besten diese auch gewichten können. Anforderungen können durchaus miteinander konkurrieren.
Hier beginnen bereits die Probleme. Wie gewichtet man die Anforderungen einer Praxis richtig? Es verleitet natürlich die Optik an erste Stelle zu setzen. Dies kann der Patient schließlich sehen und beurteilen. Dress to Impress. Eine funktionierende Hygiene hingegen kann er nur selten sehen.
Dazu kommt noch die weit verbreitete Meinung, Hygiene und damit verbundendie Hygieniker nehmen sich und ihren Beruf zu wichtig. Sie übertreiben bei ihrer Auslegung und den damit verbunden Anforderungen. Natürlich darf diese Diskussion in den zuständigen Arbeitsgruppen geführt werden. Doch für Praxis- inhaber und Unternehmer ist diese Diskussion unerheblich, da die Hygieneanforderungen vom Gesetzgeber klar definiert sind. Erfüllt ein Produkt diese Anforderungen nicht, dann ist es schlicht und ergreifend nicht geeignet. Egal wie ansprechend es optisch sein mag. Meine Kollegen und ich werden oft von Ärzten gefragt, wieso solche Produkte dann überhaupt auf dem Markt sind. Nun solche Produkte zu verkaufen ist per se nicht verboten. Stellen wir uns als Beispiel irgend ein Möbelstück vor. Dieses Möbelstück hat viele Rillen, die ohne enormen Aufwand und Werkzeuge nicht zu reinigen sind. Das bedeutet nicht, dass man es nicht könnte. Nur aus wirtschaftlichen Gründen macht es wenig Sinn, nach jedem Patienten eine Stunde für reinigen und desinfizieren einzuplanen. Design funktioniert erst dann, wenn die eigenen Anforderungen erfüllt werden.Mit diesem Know-how gelingt es einem selbst, die Hersteller am Markt auszumachen, die mit ihrem Design den eigenen Ansprüchen gerecht werden.
Kommen wir nun zur eigentlich Frage des Artikels: Ist Design und Hygiene ein Widerspruch? Ganz klar nein! Ein funktionierendes Design im medizinischen Bereich konkurriert nicht mit Hygiene sondern kann erst entstehen, wenn dessen Funktion und Beschaffenheit den Anforderungen der Hygiene entspricht.
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